Heute wechsele ich wieder vom Autofahrersitz auf den Pferderücken. Aber dieses Mal möchte ich nicht nur einfach auf einem verhaltensgedämpften Pferd im Schritt in der Gruppe reiten, sondern auch etwas lernen. Deswegen habe ich mich bei einer Ranch in Lockhart südlich von Austin zu einem Horsemanship Trail Ride angemeldet. Hier kann ich reiten, bekomme aber auch noch etwas beigebracht. Um 10 Uhr soll ich da sein und vor lauter Angst, dass ich zu spät kommen könnte, bin ich natürlich schon eine halbe Stunde zu früh auf dem Gestüt. Auf dem Parkplatz sehe ich ein Schild, dass man im Auto sitzenbleiben soll, bis man von jemandem abgeholt wird. Bis 10 Uhr passiert das aber nicht. Dann mache ich mich bei einer Frau bemerkbar. Es ist Christina, bei der ich auch den Kurs habe. Sie brüllt nur zu mir herüber ich solle zu ihr kommen, beachtet mich dann aber nicht weiter, sondern kratzt weiter den Pferden die Hufe aus. Später sagt sie mir, ich solle die Einwilligungserklärung durchlesen und ausfüllen. Ich überfliege sie und unterschreibe. Christina kommt aber zu mir und erklärt oberlehrerhaft, ich habe sie überhaupt nicht richtig gelesen und müsse jetzt noch einmal alles lesen. Ich finde das ziemlich unsympathisch und tue natürlich nur so, als würde ich es nochmal lesen. Immerhin bezahle ich Geld hierfür. Ein bisschen Freundlichkeit würde ich schon erwarten, auch wenn es hier ums Reiten geht. Außerdem müsse ich noch eine weitere Stunde warten, denn es kämen noch zwei weitere Personen, die mitreiten würden. Die fahren auch wenig später mit ihrem Auto vor.
Heute beginnt mein letzter Tag meines Roadtrips durch Texas. Das Austin South Park Hotel ist das schönste Hotel, in dem ich in Texas untergekommen bin – aber auch das teuerste. Es brauchte etwas Tüftelei, um alle Einkäufe der letzten Tage in meinem nur mittelgroßen Koffer zu verstauen. Weil ich mir in Amarillo ein Paar Cowboystiefel gekauft habe, muss ich meine schweren Wanderschuhe nun auch im Koffer unterbringen. Die nehmen viel Platz weg. Außerdem habe ich für meinen Bruder gestern eine große Kühlbox im Outdoor-Einkaufstempel Cabela’s gekauft. Die ist nun mein neues Handgepäck und ersetzt meinen Rucksack. Der muss nun auch noch im Koffer verstaut werden. Glücklicherweise hat die Kühltasche die richtigen Maße, damit ich meinen Laptop dort hochkant und diagonal hineinstecken kann. Und mein schmaler Aktenordner mit meinen Unterlagen passt auch hinein. Es ist ein schöner Zufall, dass ich nun zwangsläufig diese Kühltasche mit mir führe, denn ich brauche in den nächsten Tagen einiges an Reiseproviant. Heute werde ich nämlich wieder vom Auto auf den Zug umsteigen und damit mehr als vier Tage am Stück in den nordwestlichsten Winkel der USA fahren. Deswegen habe ich viele Konservendosen im Supermarkt eingekauft. Kleine Wasserflaschen hatte ich schon zu Beginn meines Roadtrips im Kofferraum meines Mietautos gebunkert und es sind noch sehr viele übrig.