Mehr Selbstbestimmung wagen - Meine November-Kolumne im GAB-Magazin

Zwei transgeschlechtliche Menschen gehören dem Bundestag nun an. Sie sind dort dem Vernehmen nach möglicherweise nicht die Ersten ihrer Art, aber die ersten geouteten. Das Bohei, das um ihren Einzug in das Hohe Haus gemacht wird, zeigt vor allem, wie unerfahren unsere Gesellschaft und ihre Institutionen im Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt sind. Es gibt keine verlässlichen Zahlen darüber, wie viele Menschen sich in Deutschland als Trans* identifizieren. Jedoch legen die Zahlen der jedes Jahr nach dem sogenannten Transsexuellengesetz vollzogenen Vornamens- und Personenstandsänderungen nahe, dass allein hier mit einigen Hunderttausend Personen zu rechnen ist, wobei nicht einmal alle diesen formaljuristischen, teuren und demütigenden Weg bestreiten wollen. Die Existenz dieser vielen Menschen war bisher im höchsten deutschen Parlament jedoch nicht sichtbar. Das Prinzip der repräsentativen Demokratie zeichnet sich eigentlich besonders durch die proportionale Vertretung aus, die gewährleisten soll, dass Minderheiten im politischen Prozess mehr Gehör und Berücksichtigung finden. Allerdings eben nur, wenn sie auch tatsächlich in den Parlamenten vertreten sind. In diesem Sinne ist dieser Bundestag ein großes Stück gerechter geworden, denn so trans* war er noch nie.

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Die September-Kolumne von Jessica Purkhardt im GAB-Magazin

Höher, schneller, inklusiver - Meine September-Kolumne im GAB-Magazin

Nun beginnt die heiße Phase, in der es um alles geht. In der Entscheidungen fallen werden, die nicht nur die nächsten vier Jahre Bestand, sondern die für nicht wenige Menschen in diesem Land grundsätzlich einen hohen Stellenwert haben. Die Einzelkämpfer*innen der Riege müssen jetzt vor großem Publikum auf sich allein gestellt ihre mentale Stärke beweisen, während andere als Team zusammenstehen, maximalen persönlichen Einsatz zeigen und trotzdem die eigenen Ansprüche hintanstellen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.

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Lange lebe die Revolution - Meine Mai-Kolumne im GAB-Magazin

Revolution ist ein großes Wort für ein paar sehr kleine Zeichen. Denn meist ist die Revolution durch einen nachhaltigen, grundlegenden strukturellen Wandel in relativ kurzer Zeit gekennzeichnet. Ob die Einführung von Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt in die öffentliche Schreibweise dem gerecht werden wird oder bloße Symbolhandlung bleibt, wird sich zeigen. Die Lager in der öffentlichen Debatte um mehr Geschlechtervielfalt und -gerechtigkeit in der Sprache ähneln aber denen einer veritablen Revolte. Hier die gemäßigten Revolutionär*innen, die Veränderung fordern, weil es an der Zeit ist. Dort jene, die das bestehende Prinzip für gottgegeben und unumstößlich halten, vor allem aber davon profitieren. Darüber hinaus gibt es die Radikal-Revoluzzer*innen, die jeden als Feind*in betrachten, der oder die nicht die rigorosesten Ideen teilt. Ihnen gegenüber stehen die Konterrevolutionär*innen, die alle hassen, die etwas ändern wollen. Anders als bei ordentlichen historischen Umstürzen finden die Auseinandersetzungen leider nicht mittels mutig an Türen genagelter Streitschriften oder rhetorisch fulminanter Reden statt. Vielmehr beharken sich die Debattenteilnehmer*innen vor allem auf Twitter und Facebook, wobei offenkundig wird, dass viele von ihnen schon mit den bestehenden Buchstaben und Zeichen der deutschen Sprache heillos überfordert sind.

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Anleitung zum Spazierengehen: Meine April Kolumne im GAB-Magazin

Im Jahr 1776 machte der Philosoph Jean-Jacques Rousseau einen Spaziergang durch die abgeernteten, menschenleeren Weinberge und Felder vor Paris. Beeindruckt durch das Bild der Verlassenheit um sich herum schrieb er: „Der Anblick bot eine Mischung aus schönen und traurigen Eindrücken, die meinem Alter und meinem Schicksal so sehr entsprach, dass ich ihn geradezu auf mich beziehen musste.“ Diese Zeilen kamen mir in den Sinn, als ich unlängst maskiert und zu allem und jedem den gebotenen Abstand wahrend mit einem Freund durch die Straßen und Gassen der queeren Szene in der Frankfurter Innenstadt flanierte. Die Stationen unseres sonst leutseligen Bar-Hoppings fanden wir erwartungsgemäß mit herabgelassenen und dem Straßenstaub von Monaten bedeckten Rollläden vor. Doch entlang unserer üblichen Pfade durch das schwule Bermuda-Dreieck begegneten uns immer wieder die Menschen, die unsere Szene so liebenswert machen. Schnell waren die wenigen Neuigkeiten ausgetauscht und man lachte und schäkerte gemeinsam. Auch Rousseau erging sich angesichts des von seiner Umgebung dargebotenen Bildes der Einsamkeit nicht in Missmut. Vielmehr erzeugte sie eine neue Bezogenheit zu sich selbst, Selbstgenuss und einen Verstärker seiner Emotionen, sodass er notierte: „Die Quelle des wahren Glücks, so lernte ich durch eigene Erfahrung, liegt in uns selber; und keine Macht der Welt vermag es, jemanden elend zu machen, der glücklich sein will und weiß, wie er es wird …“

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