Reisetagebuch

Italien: Der erste der letzten Tage

Dieser Tag ist der erste von den letzten Tagen dieses Arbeitseinsatzes. Die Routine der vergangenen eineinhalb Wochen ist durchbrochen, denn nun ist nicht mehr jede Menge Material mit dem Traktor den Berg hinaufzufahren, sondern nur noch die wenigen Kollegen, die die Steine rücken sind mit Werkzeug zu versorgen. Danach kann ich den Traktor abstellen und mich mit meinem Laptop hinter unsere Versorgungshütte setzen und meinen Redebeitrag für die Abschlussveranstaltung dieses Arbeitseinsatzes vorbereiten. Unser Teamleiter Detlef hat sich gewünscht, dass ich am Freitag chronologische Auszüge meiner Tagebucheinträge der zurückliegenden zwei Wochen vorlese und ich möchte sie noch etwas editieren, damit die gelegentlich Ironie in den Texten, die Pietät des Anlasses nicht überdeckt.

Italien: Müde und pedantisch

Wenn man morgens müde aufwacht, lässt das einiges auf den weiteren Tagesverlauf schließen. Heute musste ich mich durch den Tag quälen. Die Truppe mit den Motorsensen hat sich auf die oberste Stufe der Bergspirale hochgeschnitten und steht kurz vor dem Abschluss ihres Gesamtwerks. Die beiden Kleingruppen, die die Grabpultsteine wieder ausrichten sind weit im Gelände verteilt und ich muss sie immer erst suchen. Nach dem Mittagessen gelingt es mir tatsächlich einige Momente im Traktorsitz in menschenunmöglicher Haltung einzunicken, bis dann schon der nächste Kollege wieder an meiner Seite steht und einen Fahrauftrag für mich hat.

Italien: Aquarellpanorama

Am Morgen recherchiere ich noch etwas Hintergründe für meine nächste Kolumne im GAB-Magazin. Die Ergebnisse wirbeln dann leider alles, was ich mir gestern bereits vorgenommen hatte zu schreiben um. Das Thema „No Cops at Pride“ ist doch vielschichtiger als ich angenommen hatte und auch meine Haltung bedarf einer weiteren Reflexion.

Über dem Gebirge hängen unübersehbare Regenwolken und nach dem Öffnen von Jalousien und Fenstern höre ich auch das Donnern.

Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.