Bis es gestern anfing zu Gewittern hatte ich mich sehr unwohl gefühlt. Fast kränklich. Als sich der Himmel dann entlud, war es mit einem Mal besser und ich begann meine Motorrad-Koffer zu packen. Nachdem ich letzten Sonntag erst von der letzten Reise zurückgekehrt war, lag der Großteil meines Gepäcks noch griffbereit. Nur eine neue Zahnbürste packte ich ein. Ich fahre wieder mit dem Volksbund Kriegsgräberfürsorge auf einen freiwilligen Arbeitseinsatz. Dieses Mal ist der Futa-Pass zwischen Bologna und Florenz in Italien unser Ziel. Dort wird es heiß sein und die schweren Wanderschuhe können zu Hause bleiben. Ich plane nur mit Sportschuhen Motorrad zu fahren. Das ist nicht vernünftig, aber organisatorisch am praktischsten. Der Bus der Bundeswehr fährt dieses Mal von Hannover ab. Das würde bedeuten, dass ich erst dorthin fahren müsste, um zuzusteigen und dann die gleiche Strecke mit dem Bus wieder nach Süden zurücklegen würde. Außerdem bricht der Bus schon morgens um acht Uhr auf. Nur theoretisch könnte ich versuchen, morgens mit der Deutschen Bahn dorthin zu kommen. Aber das Risiko ist natürlich viel zu groß, dass ich dort zu spät ankomme. Ohnehin habe ich mir nach sehr vielen Enttäuschungen vorgenommen, auf das Angebot der Deutschen Bahn zu verzichten.
Ich würde sagen, heute habe ich die bisher längste Strecke auf dem Landweg zurückgelegt. Von unserer Zwischenübernachtung in Masuren brachen wir um acht Uhr morgens mit dem Bus der Bundeswehr auf und erreichten nachmittags etwa um vier Uhr die deutsch-polnische Grenze in Frankfurt/Oder. Nachdem der Bus die anderen Teilnehmer des Arbeitseinsatzes am Bahnhof abgesetzt hatte, fuhr er Werner und mich zum Hotel Alt-Beresinchen. Dort hatten wir vor zwei Wochen unsere Motorräder in einer für diesen Zeitraum gemieteten Garage abgestellt. Wir fanden sie wohlbehalten vor, als wir das Garagentor öffneten.
Heute brachen wir zur Heimreise auf. Seit drei Tagen böllerte um Mitternacht vor unseren Zimmerfenstern ein Feuerwerk. Ich vermute, dass es zur Belustigung der Club-Gäste stattfindet. Oben auf dem Dach des Hotels im 21. Stock ist die „Sky-Bar". Man hört Gekreische beim Zerplatzen der Böller. Die Zerknallen direkt vor meinem Fenster und reißen nicht nur mich unsanft aus dem Schlaf. So war es auch in dieser letzten Nacht im litauischen Klaipėda.