Reisetagebuch

360°-Skippertraining Biskaya - Tag 6 - La Rochelle

In der Nacht war ich lange wach. Wenn man sich zu zweit eine Kammer auf dem Schiff teilt und auf der gleichen schmalen und zu den Füßen spitz zulaufenden Matratze schläft, bleibt der eigene Schlaf nicht durchgehend unbehelligt. Entsprechend träge war mein Start in den Tag. Nach dem Ablegen im Yachthafen vom La Rochelle fuhren wir in den alten Hafen der Stadt, um noch ein wenig einzukaufen. Ich nutzte die Gelegenheit, um Postkarten zu erwerben, denn auf jeder Reise versende ich immer genau sechs Postkarten. Oft auch an Menschen, die sicherlich nicht unbedingt mit einem Reisegruß von mir reden. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass ich zwar ein riesiges Telefonbuch habe, aber nur noch sehr wenige Postadressen. Wer also mal gerne bei einer meiner nächsten Reisen eine Postkarte vom mir geschickt bekommen möchte, schreibt mir einfach seine Adresse an jessica.bkk/at/gmail.com.
Bei meiner Rückkehr aus der Altstadt von La Rochelle sah ich gerade unsere Segelyacht Logoff, wie sie gerade mit unseren beiden Skippern an Bord ablegte.

360°-Skippertraining Biskaya Tag 5 - Navigatorin des Tages

Heute war der Tag an dem die Biskaya begann zu liefern, was ich mir von einem Törn in dieser berüchtigten Meeresbucht des Nordatlantiks versprochen hatte. Gleich nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Les Sables d'Orlonne setzten wir Segel und machten sofort ordentlich Fahrt gegen die Wellen. Die Schräglage nahm schnell zu, so dass die Steuerbordkante der Logoff kurz über der grünen See durch die Wellenkämme schnitt. Der Seegang erreichte wohl kaum mehr als einen Meter doch trotzdem wurde das Vorschiff immer wieder überspült und die Gischt flog bis über das Heck hinaus.
Jeden Tag ist jemand anderes aus unserer Crew für die Navigation und Berechnung der Wasserstände der Gezeiten zuständig. Heute war ich dran und setzte unseren Kurs zwischen der Île-de-Ré und den vorgelagerten Austerbänken hindurch, unter der schlanken Betonbrücke zwischen der Insel und La Rochelle, bis in den langen Trichter, der uns in die riesige Marina der großen französischen Hafenstadt führte.
Als Navigatorin des Tages steuerte ich unsere Segelyacht an einen der 63 Stege für Sport- und Freizeitboote, wo wir so schnell wie sonst nie fest machten, um unsere Reservierung im Restaurant in derAltstadt von La Rochelle einzuhalten. Erst kurz nach 21 Uhr trafen wir dort ein. Für mich gab es als Vorspeise eine fruchtige Ceviche von der Dorade; zum Hauptgang hatte ich mir eine Pilzpfanne mit Wolfsbarsch und Pilzen ausgesucht, die hervorragend schmeckte und von beidem hätte ich problemlos auch die doppelte Portion bewältigen können.
Zurück mussten wir wie schon beim Hinweg mehrere Kilometer um das Hafenbecken herum laufen und erreichten die Logoff an ihrem Schwimmensteg erst nach Mitternacht.

Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.