Reisetagebuch

Litauen: Die Basis der Grundlage ist ein gutes Fundament

Litauen: Die Basis der Grundlage ist ein gutes Fundament

Heute morgen wachte ich auf und fühlte mich richtig „verklatscht“. Ich nehme an, dass das wegen der Lüftungsanlage kommt, denn die tauscht vermutlich nicht wirklich die Luft aus. Auf jeden Fall stand ich heute morgen noch etwas neben mir und war beim Frühstück auch etwas wortkarg.

Ich frühstücke immer herzhaft, dafür ohne Kohlenhydrate. Die älteren Herren unter den Teilnehmern können das nicht ganz verstehen und haben heute sogar mein Frühstück fotografiert. Sei's  drum. Wir fuhren zum Friedhof und heute kenne ich glücklicherweise meine Aufgabe, mit der ich den Vormittag ausfüllen kann. Nichts ist schlimmer, als wenn man keine rechte Tätigkeit auf einer Baustelle für sich findet und andere einem dann nach Gutdünken irgendwelche Hilfsarbeiten zuteilen. Die Zaunfelder zur Hauptstraße hin hatten wir schon am ersten Arbeitstag hier auf dem Soldatenfriedhof ausgebaut. Sie waren stark verrostet gewesen und bedürften einer gründlicheren Reinigung,  so dass wir sie dafür woanders hingeschafft hatten. Nun sind sie so weit von Rost befreit, dass sie wieder an ihrem ursprünglichen Ort festgeschweißt werden können. Damit sie dort auch ausreichend Halt haben, schweißte unser Metallbau-Trupp Ihnen zusätzliche Stützen an, für die ich nun zusätzliche Fundamente betonieren soll. Es sind etwa fünf Stück und ich habe bereits die von den Schlossern nur halbherzig ausgegrabenen Fundamentlöcher soweit erweitert und gereinigt, dass ich nun mit dem Betonieren beginnen kann.

Deutscher Soldatenfriedhof Klaipėda, 11:30 Uhr

Die Fundamente sind nun betoniert und es hat alles gut geklappt. Doch die Arbeit war schon etwas schweißtreibend, denn anders als gestern scheint heute die Sonne.

Nun bin ich damit erstmal fertig und nach dem Mittagessen muss ich am einen Ende des Zaunes noch zwei Steine wieder neu verfugen. Die sind heraus gebrochen und sollen später wieder die Anschlusseisen für den Zaun halten. Das ist kein Problem und ich könnte es auch jetzt machen. Aber ich muss mir ja für nach dem Mittagessen noch etwas Arbeit aufheben. Es scheint Frikadellen zu Mittag zu geben und das ist eine Aussicht, auf die ich mich jetzt schon freue. Nun sitze ich etwas im Schatten hinter ein paar Grabkreuzen und im Wald auf der anderen Straßenseite hört man Geschützdonner. Dort scheint eine Militärkaserne zu sein, denn von dort kam eben eine größere Militärparade die Straße heruntergelaufen.

Deutscher Soldatenfriedhof Klaipėda, 16:26 Uhr

Ich habe herausgefunden, was es vorhin mit der Militärparade auf sich hatte: Es war das 30. Jubiläum des Dragoner-Regimentes. Tatsächlich habe ich zwei Berittene vorneweg reiten sehen. Das dreimalige Donnern waren vor diesem Hintergrund ganz sicherlich Salutschüsse. Mein Tagwerk ist für heute getan; alle Fundamente sind betoniert und zwei Natursteine sind wieder neu eingefügt. Außerdem habe ich einen ganzen Sack Rasensamen auf die Fläche aufgebracht, wo wir gestern den Mutterboden verteilt haben. An manchen Stellen wird das sicherlich vergeblich sein, denn für diese Fläche mit dem mageren Sandboden waren eigentlich 55 Kubikmeter Mutterboden vorgesehen. Wir haben aber nur gerade einmal die Hälfte aufgefahren.  Auf dem mageren Sand werden die Rasensamen sicherlich nicht angehen und nur auf der dunklen Erde haben sie eine wirkliche Chance. Richtig geregnet hat es nur in den ersten Tagen nach unserer Ankunft und seitdem nicht mehr. Zwei unserer Teilnehmer haben eine Magen-Darm-Infektion. Das bedeutet nun, dass ich sehr auf die Hygiene achten muss. Morgen werde ich meinen Desinfektionsspray mitnehmen. Hier stehen auf unserer Baustelle nur zwei Dixi-Klos, die Möglichkeiten die Hände zu waschen sind nur theoretisch gegeben. Es sind zwei mobile Handwaschbecken mit einem Wassertank aufgefahren worden, aber der Seifenspender funktioniert nicht.  Deswegen habe ich mir heute morgen eine Tube Seife aus dem Hotel mitgebracht.

Mittlerweile wurde eines meiner betonierten Fundamente schon wieder herausgekratzt. Der Zaun wackelte immer noch. Ein richtiges Fundament war es auch überhaupt nicht, sondern es war einfach nur ein bisschen Beton, der neben das Fundament geklebt wurde. Wirklich halten können die Anschlusseisen für den Zaun daran nicht. Man merkt etwas, dass die zweite Arbeitswoche vielen nun an die Substanz geht. Ich selbst stelle es bei mir auch fest. Heute wollte ich eigentlich noch einen Videobeitrag aufzeichnen über das Schicksal des Motorschiffs „Füsilier“. Der Gedenkstein für die im Zweiten Weltkrieg mit dem Schiff untergegangene Besatzung steht ebenfalls hier auf dem Friedhof und in einem Buch über die Kriegsgeschehnisse in Ostpreußen habe ich eine genauere Beschreibung der Geschehnisse des Untergangs der Füsilier gefunden. Aber ich habe so viel Videomaterial aus den letzten Tagen, dass ich mit dem Schneiden gar nicht mehr hinterherkomme. Wenn wir hier Feierabend machen auf dem Friedhof, dann kommen wir überhaupt erst um viertel vor sechs abends wieder im Hotel an. Dann kann man gerade noch duschen und muss schon wieder zum Abendessen. Danach bleiben gerade noch einmal eineinhalb Stunden am Laptop, wenn man ausreichend Schlaf bekommen möchte, so  dass man den nächsten Tag durchsteht. Derzeit kann man es aushalte braucht aber viel Selbstdisziplin, damit man nicht aus dem Schritt kommt. Mir gelingt es bislang noch.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.