Reisetagebuch

Bagan - Die alte Hauptstadt Myanmars

Bagan1 webBagan bezeichnet eine Ebene im Zentrum Myanmars, die mehr als 41 Quadratkilometer am Ostufer des Irrawaddy-Flusses umfasst. Die meisten der Baudenkmäler wurden zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert n.Chr. errichtet und sind in unterschiedlichem Erhaltungszustand. In dieser Zeitspanne war Bagan der Stammsitz der Myanmar-Dynastie, in der 55 Könige für zwölf Jahrhunderte das Reich beherrschten. König Pyinbya war der Erbauer der heutigen Befestigungsmauer der Stadt Bagan. Als 34. König der Dynastie verlegte er im Jahr 874 n.Chr. die Hauptstadt von Tampawaddy (heute Pwasato) nach Bagan.

Jessica Bagan Tempel webDer 12. König Thaiktaing hatte jene Stadt gegründet. Zuvor gab es bereits zwei andere Hauptstädte: Thiripyitsaya, das von dem 7. König Thelegyaung erbaut wurde und Paukkan, das der Dynastiebegründer Thamudrit im Jahr 108 n.Chr. errichtete.

Die belegbare Geschichte der Dynastie, die sich durch Inschriften belegen lässt, beginnt jedoch erst mit der Regentschaft von König Anawrahta (1044-1077 n.Chr.). Im Jahr 1057 eroberte er Thaton und brachte von dort Pali-Schriften des Theravada, viele buddhistische Mönche und allereli Kunsthandwerker zurück in seine Hauptstadt. Von den Mon-Mönchen lernten die Menschen von Bagan ihr Alphabet, ihre Religion und die entsprechenden Schriften. Das war der Startschuss, ab dem in wenig mehr als zwei Jahrhunderten sowohl die Stadt als auch ihre Umgebung mit tausenden beutender Kulturdenkmäler aller Formen und Größen bebaut wurde.

Die viereckigen Tempel sind von den Mon geprägt. Für sie sind dunkle Gänge bezeichnend, die im Dämmerlicht von Fensterdurchbrüchen liegen. Aber auch die hellen, bunten Freskos mit Mon-Schriften an den Wänden gehören zu diesem Stil.

Die typischen Bagan-Tempel sind in ihrem Inneren hell und luftig mit großer Grundfläche und Höhe. Doch es gibt auch Zwischenformen.

Am Ende des 13. Jahrhunderts ging Bagan unter. Tausende Pagoden wurden von Invasoren geschleift. Der König selbst ließ auf seiner Flucht vor den Chinesen zahlreiche Bauwerke einreißen um mit den Baumaterialien Befestigungsanlagen zu bauen. Seitdem waren zahlreiche der religiösen Denkmäler dem Verfall überlassen, so dass heute nur mehr 100 Gebäude zu sehen sind, die nichtsdestotrotz noch immer Orte von Einkehr und Gebet geblieben sind.

Verdauungsfördernd

Mein Birmanisch ist dürftig. Ich gehe aber davon aus, dass das Wort in dieser Milchpulver-Werbung "verdauungsfördernd" bedeutet. Wenn nicht Schlimmeres.

Verdauungsfördernd

Am Anfang war das Feuer

Auf der Hotelterrasse in Myanmars heimlicher Hauptstadt Yangon, wo ich diese Zeilen tippe, säße ich nicht, hätte ich nicht vor mehreren Jahren den Entschluss gefasst, den Jahreswechsel nicht mehr in Deutschland zu begehen. Nicht, weil ich nicht gerne mit meinen Freundinnen und Freunden feiern würde. Im Gegenteil.
Die Endzeitstimmung, die sich aber am 31. Dezember breit macht, ist für mich einfach überhaupt nicht geeignet, zufrieden auf das zurückliegende und erwartungsvoll auf das neue Jahr zu blicken.
Wenn Frankfurt am Silvestertag schon am Morgen von Böllerschlägen geweckt wird, den Tag unablässig Feuerwehrsirenen zu hören sind, die zu mit Feuerwerkskörpern in Brand gesteckten Mülltonnen fahren und wenn nach Einbruch der Dunkelheit das Krachen und die Detonationen in ein ununterbrochenes Donnern übergehen, dann ist es schwer, in Feierlaune zu kommen. Der Instinkt signalisiert bei diesen Vorzeichen vielmehr, dass etwas Schlimmes bevorsteht.

Der Reiz von Verfall und Zerstörung

In der Frankfurter Innenstadt stehen abends Betonpoller und ein Großaufgebot der Polizei; viele davon mit Maschinenpistolen. Zum Jahreswechsel um 0 Uhr brennen in vielen kleinen Straßen in der Innenstadt die Lungen vom Pulverdampf und es ist manchmal zu gefährlich die Straße entlang zu laufen, ohne von achtlos geworfenen Böllern und Feuerwerk in Mitleidenschaft gezogen zu werden.
Man muss den Reiz von Verfall und Zerstörung mögen, um diese Szenerie als besinnlich und einladend zu empfinden.

Das Vajira-Rescue-Team 21 - Ich in der MitteMich erinnern diese Rahmenbedingungen zusätzlich sehr an die schweren Zusammenstöße zwischen den Anhängern der sogenannten Rothemden und Gelbhemden in Bangkok vor zehn Jahren. Damals unterstützte ich dort ehrenamtlich den dortigen Vajira-Rettungsdienst. Die Geräuschkulisse war die gleiche. Nur stammten das Krachen von automatischen Gewehren und die Donnerschläge von M79-Granaten, die von Longtail-Booten vom Fluss in die Stadt oder von der Polizei in die Menschenmenge geschossen wurden.

Über hundert Rettungswagen und noch mehr First-Responder-Motorräder standen eines Abends im Bereitstellungsraum am Rama V-Denkmal aufgereiht und der Bangkoker Gouverneur fuhr in einem gepanzerten Humvee-Fahrzeug die Reihen ab und dankte den einzelnen Einheiten für den bevorstehenden schweren Einsatz unter den gefährlichen Bedingungen, was man allgemein erwartete.
Auch mir schüttelte er die Hand, während in der Ferne Krachen zu hören war.

Es kam zumindest an dem Abend nicht so furchtbar, wie es einige Monate später geschah. Doch die Abgrundstimmung ging nicht vergessen und begegnete mir nach meiner Rückkehr nach Deutschland an jedem Silvesterabend wieder.

Das Feuerwerk des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt

Von mir aus darf jeder achtmal in der Woche Schweinebraten essen, mit dem Flieger von Köln nach Düsseldorf reisen, mit 240 Stundenkilometern auf der Autobahn das Risiko eingehen, an einem Brückenpfeiler zu zerschellen oder aber mit Amateurfeuerwerk die Unversehrtheit des eigenen Körpers gefährden.
Vernünftig ist nichts davon und auch nicht ohne erhebliche negative Konsequenzen für andere.
Glücklicherweise verlangt niemand von mir, über ein Verbot von Feuerwerk zu sprechen und weil meine Profilneurose diesbezüglich unterentwickelt ist, lasse ich es.

Meine Arbeit als Journalistin macht es möglich und gelegentlich nötig, dass ich ins Ausland reise. Ich habe es nicht einmal bereut, diese Reisen auf den Jahresbeginn zu legen. Dort, wo ich hinfahre und was ich dort tue, ist zugegebenermaßen auch nicht immer so ohne.
Aber zum einen entscheide ich selbst darüber. Zum anderen ist bei allen Risiken, die Gefahr von einer Silvesterrakete getroffen zu werden die geringste.
Gestern Nacht habe ich trotzdem ein schönes, farbenfrohes und sicheres Feuerwerk in Yangon gesehen. Es wird hier von den großen Hotels veranstaltet.

Vor diesem Hintergrund habe ich mich heute gefragt, wie der Neujahrs-Nachthimmel wohl in Frankfurt aussehen könnte, wenn man auf individuelles Böllern verzichtete und so das ganze Geld einsparte, dass die Frankfurter Stadtreinigung für die Entsorgung des Silvestermülls auf den Straßen aufwendet aber dafür zentral ein Feuerwerk auf den Mainbrücken veranstaltete.
Ich stelle es mir schön vor.

Die Tatsache, dass trotzdem viele jedes Jahr selbst Donner-, Funken und Feuerspektakel veranstalten, bedeutet aber wohl, dass es nicht allein um einen schön erleuchteten Nachthimmel geht.
Ziemlich sicher ist es auch der Spaß am Unfug. Noch urzeitlicher interpretiert ist es wahrscheinlich schlichtweg die Freude an der Beherrschung des Feuers. Das ist legitim, denn es begeisterte auch unsere Vorfahren vor über 800.000 Jahren als Phase der Menschwerdung.

Nur waren sie damals dabei halt nicht betrunken.

Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.