Reisetagebuch

Die Riesenrafflesie - Die größte Blume der Welt
Die Riesenrafflesie - Die größte Blume der Welt

Indonesien - Flowerpower

Heute Morgen um neun holt mich Roni mit seinem Motorrad ab. Mit ihm zusammen will ich mir heute einiges in der Umgebung von Bukittingi ansehen. Ich habe meinen eigenen Helm dabei und bin gut für eine Motorradtour ausgerüstet. Roni schlägt vor, dass wir heute aber kein Kulturprogramm machen, sondern uns die größten Blumen der Welt anschauen, von denen einige Sorten hier in der Gegend wachsen.

Auf dem Trans-Sumatra. Highway fahren wir im Regen etwa 15 Kilometer in ein Dorf und halten dort neben einer kleinen Moschee. Im Haus nebenan dreht sich alles um den Kopi Luwak. Das ist eine Kaffeesorte, deren Beeren vom Luwak, einer Schleichkatzenart, gefressen und dann ausgeschieden werden. Die Kaffeebauern suchen dann diese Exkremente zusammen, waschen sie und rösten die im Darm des Luwak fermentierten Kaffeebohnen über einem Feuer aus Zimtholz. Das wächst hier überall in der Umgebung und bleibt bei der Gewinnung der Zimtrinde ohnehn übrig. Als ich vor einigen Jahren mit dem Motorrad durch das vietnamesische Mekong-Delta reiste, begnete mir der Kopi Luwak bereits in einem Saigoner Café auf der Speisekarte und ich probierte ihn. Ich bin keine Kaffeetrinkerin und habe dem besonders gewonnenen Kaffee keine bestechenden Sinneseindrücke abgewinnen können. Dabei ist der Kopi Luwak wegen des aufwändigeren Herstellungsprozesse um einiges teurer als die herkömmlichen Kaffeesorten.   

Defäkierender Luwak
Defäkierender Luwak

Kopi Luwak - Kaffeegenuß der anderen Art

Der Kaffee, den ich in Vietnam trank, stammte sicherlich von Luwaks, die in Gefangenschaft gehalten und mit Kaffeebohnen gefüttert werden. Doch bei den Kaffeeproduzenten, bei denen ich gerade in West-Sumatra zu Gast bin, verwendet man die Exkremente freilebender Schleichkatzen. Die seien so glücklicher und das schmecke man im Kaffee, erklärt mir die Gästebertreuerin des Kaffeehauses. Ich bin heute noch erkälteter als in den letzten beiden Tagen und schmecke gar nichts. Die eiskalte Fährfahrt und die Übernächtigung der Busfahrt hat den Schnupfen voll zum Ausbruch gebracht. In klammen Klamotten sitze ich da und lasse mir erklären, dass man den Kaffee zweimal bei gleicher Geschmacksintensität aufgießen könne und den Kaffeesatz danach noch für eine Anti-Falten-Gesichtsbehandlung verwenden könne. Dieses Angebot lehne ich dankend ab. Ich bin mir sicher, dass für den Geschmack besonders die Höhenlage entscheidend ist. Das habe ich bereits im vorletzten Jahr beim Besuch auf einer Kaffeeplantage in den kolumbianischen Anden gelernt. Je höherer angebaut wird, umso weniger Säure entwickelt die Kaffeebohne.

Die Exkremente des Luwaks sid das Ausgangsmaterial für den Kopi Luwak
Die Exkremente des Luwaks sid das Ausgangsmaterial für den Kopi Luwak

Als ich den Eindruck habe, dass alles zum Thema Kaffee gesagt ist und ich ausreichend zum Ausdruck gebracht habe, wie gut er mir doch geschmeckt habe, setze ich schon wieder meinen Motorradhelm auf, in dem Glauben, dass wir jetzt weiterfahren. Doch nun gehe ich mir offenbar ein Blume anschauen. Roni kommt nicht mit und ein Dorfbewohner in Flipflops setzt sich in Bewegung und bedeutet mir, ihm zu folgen. Ich habe keine Ahnung, um welche Blume es sich handelt und wie weit wir dahin laufen müssen, aber meiner neuer Führer bemerkt in einem Nebensatz, dass ich mit den Wanderstiefeln das richtige Schuhwerk trage. Der Weg führt uns zunächst durch idyllische Reisfelder, wo wir auf den dazwischenliegenden Dämmen wandern und gelegentlich auf Brettern über kleine Wasserläufe balancieren müssen. An einigen Stellen ist es auch ziemlich matschig, worin ich die Erklärung für das angeforderte feste Schuhwerk sehe.

Dschungel-Klettern zur größten Blume der Welt

Doch dann verlassen wir die Ebene und steigen schlüpfrige Tritte den Hang hinauf. Der Pfad ist überwuchert und nicht ohne. Nach links würde man bei einem Fehltritt tief in den Dschungel hinabstürzen. Mein Führer scheint diesbezüglich keine Sorgen zu haben. Mehrfach müssen wir einen Bachlauf durchs Wasser queren und ich bilde mir schon wieder ein, die Bisse der ersten Blutegel spüren zu können. Es geht so steil hinauf, dass ich sofort wieder aus der Puste bin. Schon beim Dschungel-Trekking in Malaysia vor einigen Wochen fiel ich bei den steilen Passagen schnell zurück. Weil es geregnet hat, ist der Boden schmierig und auf einem richtigen Weg steigen wir sowieso nicht mehr den Berg hoch. Zum Glück sind an vielen Stellen Wurzeln freigespült, die ich als Griffe benutzen kann. Auch Lianen benutze ich zum Aufstieg. Unter diesen Kletterhilfen sind jeoch auch viele falsche Freunde. Totes Holz, das sofort abreißt und keinen Halt bietet. Ich muss auch immer an den Indiana-Jones-Film denken, wo jemand nach einer vermeintlichen Liane gteift und eine Schlange erwischt. Doch außer Ameisen und Schmetterlingen begegnen mir keine Tiere.

Der Weg führte zunächst durch Reisfelder und führte dann auf den Berg in den Dschungel
Der Weg führte zunächst durch Reisfelder und führte dann auf den Berg in den Dschungel

Nun müssen wir ein Stück mitten im Bachlauf aufwärts steigen und treten von Stein zu Stein. Wenn ich hier den falschen erwische, ist es mit meiner unbeschwerten Reise vorbei und die Erkältung meine geringste Sorge. Mit diesem Gedanken setze ich die Füße besonders sorgsam und mache mir nichts daraus, dass mein Führer schon weit Voraus aus meinem Blickfeld entschwunden ist. Ich sehe ihn weiter oben mit auf dem Rücken verschränkten Händen auf mich warten. Nun geht es noch kühner den Hang bergauf und die Steigung beträgt wohl 45 Grad. Der Führer mit den Flipflops klettert leichtfüßig voran, während ich kaum noch sicher Tritte finde. Die Füße setze ich auf Wurzeln und ziehe mich dann mit den Händen an Lianen hoch. Manchmal rutschen mir die Füße weg und ich hänge nur noch an den Lianen. Ich bin nicht besonders Stolz auf meine Performance, kann es aber nicht ändern. Bis zu den Knien ist meine Hose voll Erde und Matsch.

Doch ich hangele mich buchstäblich durch, denn nun sehe ich unser Ziel noch etwa zehn Meter den Hang hinauf: Die Riesenrafflesie (Rafflesia arnoldii). Ihre Blüte kann bis zu elf Kilo schwer und bis zu einem Meter im Durchmesser werden und gilt als die größte im Pflanzenreich. Ich klettere weiter hinauf, um mir einen Blick in das Innere des Blütenkelchs zu erschaffen. Sie soll den Geruch von Aas veströmen, um Insekten zur Bestäubung anzulocken. Doch wiederum rieche ich wegen meiner Erkältung nichts.
Mit einer Hand halte ich mich an einer Liane fest, um nicht den Hang hinunter zu rutschen, mit der anderen versuche ich brauchbare Film- und Fotoaufnahmen zu machen. Mein Handy und meine Kamera sehen vor lauter Erde ebenfalls schon sehr nach Abenteuer aus.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Touristen den Weg zu dieser Blume bewältigen. Auf Sumatra ist mir überhaupt erst ein westliches Gesicht begegnet, in Bukittingi in Westsumatra noch überhaupt niemand. In dem Kopi-Luwak-Dorf kamen nun aber ein Franzose mit seiner indonesischen Lebensgefährtin zum Kaffeetrinken dazu. Doch zur Blume wanderten sie nicht mit.

Als ich zu dieser Reise in mit Motorradhelm, Army-Cargo-Hose mit den schweren Wanderstiefeln und der umschnallbaren Beintasche vom Militärausrüster angetreten bin, kam es mir doch ein bisschen überzogen vor, als würde ich eine Kostümierung draus machen. Doch mittlerweile hat eine Ausrüstung schon mehrfach Anwendung gefunden und während andere in Short und Sneakern entzündete Hautabschürfungen und gebrochene Knöchel riskierten, war ich dann doch auf der sicheren Seite. Ich muss mir demnächst mal Zeit nehmen in einem anderen Betrag genauer auf meine Erfahrungen und Erkenntnisse zur richtigen oder auch überflüssigen Ausrüstung für solche Backpacker-Abenteuerreisen einzugehen.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.