"Enkong'u naipang'a eng'en" sagen die Maasai - "Das Auge, das gereist ist, ist klug."
Wenn dieses Sprichwort stimmt, ist mein Auge auf meiner Reise durch Tansania nun mit einmotorigen Propellermaschinen, Turpo-Props, einem A380, Geländewagen, Holzbooten mit 30-PS-Außenbordmotor, Tuk-Tuk-Dreirädern, Kanus, Motorrädern und um viel mit reiner Muskelkraft zurückgelegte Strecken klüger geworden.
Heute bin ich auf Blue Safari in das unbewohnte Inselarchipel westlich von Sansibar gegangen. Nach einer halben Stunde Fahrt an die Westküste wateten wir hinaus zum Holzboot mit 30-PS-Motor. Die Badeschuhe, die eigentlich auf meiner Packliste gestanden hatten, aber dann doch vergessen wurden, wären hier schon hilfreich gewesen.
Nach einer Stunde Fahrt mit dem Boot, wurden wir auf einem Flecken Sand mitten im Meer ausgesetzt. Der Sinn war wohl, sich hier von der Fahrt zu erholen, denn es gab Wasser, Melone, Ananas und Kokosnuss. Vor allem aber potentiellen Sonnenbrand, denn die aufgespannte Plane bot kaum Schutz vor der Mittagssonne.
Nach wiederum einer Stunde kehrte das Boot zurück und wir fuhren zu einem Korallenriff. Als eine der ersten sprang ich mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen ins Wasser und arbeitete sofort gegen die Strömung um nicht abgetrieben zu werden, was mit heftigen Krämpfen in beiden Oberschenkeln geahndet wurde. Die Taugenichtse der Bootsbesatzung schauten lediglich dabei zu und jemand, der anders als ich nicht regelmäßig schwimmen geht und weiß, wie man sich bei einem Krampf im Wasser verhalten muss, wäre schlichtweg untergegangen.
Als ich mich dann der Flossen entledigt und an der Badeleiter des Boots gedehnt hatte, konnte es aber losgehen. Das Riff war jedoch bei Weitem nicht so lebendig, wie jenes im Roten Meer, das ich im vergangenen Frühjahr in Ägypten jeden Morgen für eine halbe Stunde beschnorchelt hatte.
Aber es war eine gute Gelegenheit, die Unterwassertauglichkeit meiner Kamera unter Beweis zu stellen. Wobei ich zunächst doch einige Hemmungen hatte, ein feines Elektronikgerät mutwillig unter Wasser zu halten und es sich falsch anfühlte unterhalb der Oberfläche auf ein funktionierendes Display zu schauen.
Heute habe ich das Faraja-Waisenhaus besucht und dort die Nachmittags-Vitamine verteilt. 206 Kinder, 30 von ihnen sind HIV-positiv.
Natürlich ergreifend. Aber es gibt noch eine Geschichte dahinter, die mich skeptisch gemacht hat und die ich hier aufgeschrieben habe.
Gleich nach dem Besuch des Enjivai-Waisenhauses, das etwa 30 Fahrminuten außerhalb der tansanischen Regiopole Arusha liegt, den Betrieb aber noch nicht aufgenommen hat, spazierten wir zu Fuß zu einem Waisenhaus in der Nähe. Es ist weithin bekannt und viele junge Menschen aus dem Ausland leisten dort für einige Wochen Freiwilligendienst.
Ein US-Amerikaner, der mit mir im gleichen Hostel wohnte, hatte sich zwei Wochen „Volunteering“ als Englischlehrer und Betreuer vorgenommen. Eben aus diesem Grund suchten wir die Waisenhäuser und deren Betreiber auf, um uns nach dem Bedarf an Freiwilligen und den Unterbringungsmöglichkeiten zu erkundigen.
Im zweiten Waisenhaus, der „Faraja Orphanage“, wurden wir sofort von Kindern umringt, die alle unsere Hand halten wollten und wenige Minuten später kam der Direktor hinzu, bat uns in den Schlafsaal der Kinder, die überraschend bereitwillig Plastikstühle herbeischleppten.
Sobald wir saßen wurden ins wenige Monate alte Kleinkinder auf den Schoß gesetzt und der Direktor begann, ohne, dass wir Fragen gestellt hätten, mit einem sehr routinierten Vortrag in Swahili über das Waisenhaus. Ebenso routiniert wurde der Monolog simultan für uns ins Englische übersetzt.
Heute habe ich das Enjivai Waisenhaus besucht und dort mit den Betreibern über ihre Pläne für die Zukunft und die Vorbereitungen für das neue Dach gesprochen. Denn noch ist das Haus nicht fertig und die Kinder sind noch bei Verwandten untergebracht.